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Umgang mit Verlustangst: Eine Anleitung zur emotionalen Stabilität und persönlichen Entwicklung

Aktualisiert: 17. Nov. 2024

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Verlustangst kann aus verschiedenen Quellen entstehen und durch eine Vielzahl von Erfahrungen oder Lebenssituationen ausgelöst werden. Häufige Ursachen für die Entstehung von Verlustangst können sein:


1. Frühere Verluste

Wenn jemand in der Vergangenheit Verluste erlebt hat, sei es der Verlust einer Beziehung, eines geliebten Menschen oder eines Jobs, kann dies dazu führen, dass man Angst hat, ähnliche Verluste erneut zu erleben.


Hierzu gehört zum Beispiel auch der Verlust eines Zwillings im Mutterleib. Viele Menschen wissen nicht, dass sie im Mutterleib ursprünglich ein Zwilling waren. Auch dieser Verlust wird bereits unbewusst mitgetragen.


2. Ungewissheit

Unbekannte oder unsichere Zukunftsaussichten können Ängste hervorrufen. Das Gefühl, dass etwas, das einem wichtig ist, bedroht oder unsicher ist, kann Verlustangst verstärken.


Sicherheit ist ein großes Bedürfnis. Wenn du dich zum Beispiel beruflich umorientieren möchtest, dann verspürst du großen Ängste, weil das Gefühl für Sicherheit nicht mehr vorhanden ist. Die Zukunft kann zwar geplant werden, aber ob dies auch so eintrifft, ist oft noch unklar.


3. Bindungsstörungen

Menschen, die in der Kindheit unsichere Bindungen zu ihren Eltern oder Bezugspersonen hatten, könnten ein erhöhtes Maß an Verlustangst entwickeln. Unsichere Bindungen können das Vertrauen in stabile Beziehungen beeinträchtigen.


Dies kann entstehen durch das Verhalten der eigenen Eltern, die vielleicht selbst in einer unsicheren Bindung aufgewachsen sind und dies dann an ihre Kinder weitergeben. Aber auch wenn die Eltern wenig Zeit haben um sich um ihre Kinder zu kümmern, kann dies ein Entwicklungstrauma beim Kind auslösen. Gerade wenn Kinder noch sehr klein und abhängig von der Versorgung durch andere sind, ist die Befriedigung von Bedürfnissen wie Geborgenheit, Sicherheit, Fürsorge, Versorgung mit Nahrung und Kleidung, Körperhygiene, Kommunikation zu anderen Menschen elementar.


4. Traumatische Erfahrungen

Schwerwiegende Ereignisse wie der Verlust eines Elternteils in jungen Jahren oder andere traumatische Erlebnisse können Verlustangst verstärken.


Ein Trauma entsteht dann, wenn die betroffene Person in dem Moment nicht in der Lage ist das Erfahrene zuzuordnen und zu begreifen. Durch Überforderung kann es zu einem Trauma kommen. Aber auch durch gefühlte Hilflosigkeit in einer Situation. Fehlende Kontrolle und das wir nichts an der Situation ändern können.


5. Änderungen im Leben

Große Veränderungen wie Umzüge, Karrierewechsel oder Veränderungen in Beziehungen können Ängste vor Verlust auslösen, da sie das Gefühl der Sicherheit und Stabilität beeinträchtigen.


Räumliche Veränderungen sind auch Veränderungen, die mit dem Verlust eines alten bekannten Ortes einhergehen. Die Sicherheit an dem neuen Ort muss erst wieder hergestellt werden.


6. Persönlichkeitsmerkmale

Einige Menschen könnten aufgrund ihrer Persönlichkeit eher zu Verlustangst neigen, zum Beispiel wenn sie dazu neigen, sich stark an andere zu binden oder sich stark auf Beziehungen zu stützen.


Hochsensible Menschen erleben ihre Gefühle oft intensiver als andere Menschen und können damit stärker von Verlustangst betroffen sein, als Menschen ohne Hochsensibilität.



Die Ursachen von Verlustangst sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Du wirst dich mit Sicherheit bei dem einen oder anderen wiederfinden.


Verlustangst ist normal und gehört zum Menschsein dazu. Ohne sie wären unser Leben, unsere Ansprüche und unsere Bedürfnisse möglicherweise gleichgültig.


Wenn die Verlustangst eine so große Rolle in deinem Leben spielt, dass andere Gefühle keinen Raum mehr haben, dann ist es an der Zeit zu prüfen, warum hier eine Ungleichgewicht entstanden ist.


Denn alle Gefühle dürfen da sein. Und alles sollte im Gleichgewicht sein. Das heißt, auch deine Verlustangst darf da sein. Sie sollte nur nicht dein Leben bestimmen.

Dein erster wichtiger Schritt könnte sein, bewusst wahrzunehmen, ob die Verlustangst in deinem Leben gerade sehr präsent ist und warum das so ist. In welchen Situationen macht sich dies bemerkbar?


Ein nächster Schritt könnte sein zu schauen, warum diese Verlustangst entstanden ist. Oftmals kommt hier noch eine Angst aus vergangenen Situationen zum Tragen. Situationen aus unserer Kindheit, in der wir noch nicht die Möglichkeiten hatten gut damit umzugehen.


Ein weiterer Schritt könnte sein, diese Angst von früher wahrzunehmen und zu fühlen. Diese Emotionen werden dann oft auf körperlicher und psychischer Ebene sichtbar.


Körperliche Symptome können sein:

Ich bekomme keine Luft, der Hals ist wie zugeschnürt.


Ich habe ein Druck oder Engegefühl im Brust oder Bauchbereich.


Ich fühle einen erhöhten Herzschlag.


Ich fange an zu schwitzen.


Ich fange an zu zittern.


Ich fange an zu weinen.


Ich habe das Gefühl mein Kopf explodiert gleich.


Ich spüre eine innerliche Unruhe.


Ich spanne den ganzen Körper an. Der Unterkiefer ist angespannt.


Psychische Symptome können sein:

Ich kann keinen klaren Gedanken fassen.


Ich kann keine Entscheidungen treffen.


Ich bin verzweifelt.


Ich fühle mich hilflos.


Ich bin panisch.


Ich bin wütend.


Ich bin traurig.


Der nächste Schritt könnte sein, die Gefühle zu integrieren.

Sollten diese Emotionen als sehr stark und heftig wahrgenommen werden, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Betracht zu ziehen.


Hier kann dann die notwendige Unterstützung gegeben werden. Bei großer Verlustangst sollte bei der Integration eine Begleitperson den Schutz des Raumes und das Halten der Emotionen unterstützen.


Die Integration der Gefühle erfolgt durch das Spüren der Gefühle, die Gefühle dürfen da sein. Um nicht das Gefühl des Ausgeliefertseins zu haben, wird der Atem zur Regulation verwendet. Das heißt, wenn diese Gefühle von Verlustangst hochkommen und zum Beispiel das Herz anfängt schneller zu schlagen, regulierst du mit dem Atem deine körperlichen Emotionen. Du atmest bewusst langsam ein und langsam aus.


Hier kann die 5-3-8 Atmung hilfreich sein.

Zähle beim Einatmen (in Gedanken) auf 5,


halte den Atem an und zähle bis 3,


Atme aus und zähle dabei auf 8.


Atme ein und zähle dabei auf 5,


halte den Atem an und zähle auf 3,


Atme aus und zähle dabei auf 8 usw.


Mache das solange wie deine Gefühle sehr stark sind und bis sich dein Nervensystem und deine Emotionen wieder beruhigt und entspannt haben.


In dieser Phase dürfen alle oben genannten Symptome und Gefühle da sein. Der Körper darf zittern, du kannst auch schreien, wenn es dir danach ist. Das Herz darf klopfen. Die Tränen dürfen fließen. Deine Gefühle dürfen auf allen Ebenen da sein.


Der Vorgang ist abgeschlossen, wenn du eine fühlbare Entspannung in deinem Körper wahrnimmst. Vielleicht auch ein kribbeln oder eine Wärme an einer bestimmten Körperstelle. Vielleicht nimmst du auch die Energie wahr die nun frei wird und durch den Körper fließt. Das alles darf sein.


Bei mir kommt dann immer zum Schluss ein großer Seufzer und ich atme dann ruhig und besonders tief ein und aus. Dann muss auch nicht mehr mit der 5-3-8 Atmung geatmet werden.


Nachdem das Gefühl vollständig erlebt (durchgefühlt) und in das System integriert wurde, nimm dir die Zeit und spüre in deinem Körper was sich verändert hat.


Es dauert in der Regel auch noch einige Tage, bis sich die Integration vollständig im Körper manifestiert hat. Es ist ein Prozess.


Je öfter du diese Technik anwendest, desto routinierter wirst du im Umgang damit. Ein Gleichgewicht entsteht und du lernst, besser mit deinen Gefühlen umzugehen.


Wir haben sehr viele Gefühle und deshalb fühlen wir auch sehr viel. Immer wieder. Aber das ist auch völlig okay. Das ist das Leben. Lebendigkeit.


Ziel ist es, mit allen Gefühlen zu sein. Ohne Drama und ohne Stress.

Durch die Integration dieser Gefühle die bisher blockiert oder im Widerstand waren, ändert sich dein Blick auf dein Leben.


Dein Umfeld wird sich positiv verändern. Deine Beziehungen werden sich positiv verändern. Es ist ein herausfordernder, aber lohnender Weg in ein besseres Leben.

Es ist wichtig, stets deine eigenen Grenzen zu erkennen und bei Bedarf Unterstützung von Coaches, Therapeuten oder Ärzten in Anspruch zu nehmen.

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